Kunst wie Geschirrhandtücher
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"Das sind ja Geschirrhandtücher", wundert sich einer der Besucher der Vereins- und Westbank. Die vertraut wirkenden Muster aus roten und blauen Linien entpuppen sich dann aber als Kunstwerke von Sabine Kürzel, die gemeinsam mit Marion Tischler derzeit ihre Arbeiten im "Foyer für junge Kunst" zeigt.
Sabine Kürzel (Jahrgang 1964) dienen Stoff- und Tapetenmuster ebenso als Vorlage wie Postkartenmotive, in denen sich die Sehnsucht nach Glück, Zufriedenheit und Geborgenheit spiegelt. Die Muster und Bilder gehen scheinbar unmittelbar in ihre Kunst ein. Doch durch die Umsetzung in Malerei, durch Vergrößern und Verfremden, lässt die Künstlerin etwas Neues entstehen. Im "Motivgeschirrtuch" von 1998 ist ein Postkarten- Motiv eines römischen Platzes, der Piazza- Navona mit dem berühmten Bernini- Brunnen, in das vergrößerte Tuch- Muster eingearbeitet. Auch die Farben und Themen ihrer anderen Arbeiten erinnern an die scheinbare Geborgenheit der 50er- Jahre. Titel wie "Junge blonde Frau bei der Apfelernte in der Nähe von Konstanz am Bodensee" von 1997 und "Kleiner junge in rotem Cowboyanzug" sprechen dabei schon Bände.
Auch Marion Tischler, die wie Sabine Kürzel in Osnabrück lebt, geht von dem aus, was uns alltäglich umgibt: von dem modernen, städtischen Leben und der Medienwelt. Die 1957 geborene Künstlerin arbeitet mit Mustern, die sie sogleich wieder bricht. Oft kopiert sie Abbildungen aus Zeitschriften, wobei sie das Dargestellte weniger interessiert als die formalen Strukturen. Mit eigenen Farben und Formen reagiert sie auf die Vorlagen, setzt Gegengewichte, löscht und übermalt, fügt Neues hinzu oder betont Vorgegebenes. Raumgreifend wirken ihre Werke, und das nicht nur wegen der Holzkästen, die ihr als Malgrund dienen.
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